Das ständig schlechte Gewissen...

 

Wir alle kennen das Gefühl…
Nie genug zu leisten, nie genug Zeit für andere zu haben, nie allen gerecht zu werden…

Herzlich willkommen-das ständig schlechte Gewissen lässt grüßen. Was uns so sicher begleitet, wie ein Schatten in der Dunkelheit.

Nicht nur mir persönlich geht es so. Je mehr Erfolg ich im Beruf habe, desto mehr habe ich das Gefühl, nicht genügend Zeit für meine Familie zu haben. Je mehr ich tue, desto weniger sorge ich für mich selbst. Je mehr ich familiär oder beruflich eingebunden bin, desto schlechter bin ich darin, meine Freundschaften zu pflegen.

Die meisten meiner Freundinnen sind nun mal Frauen und/oder Mütter. Mit all den Frauen, mit den ich mich im Privatleben oder im Berufsleben unterhalte, kommt das schlechte Gewissen zum Vorschein. 
Das schlechte Gewissen, keine gute Mutter zu sein, das schlechte Gewissen, nicht genügend anwesend zu sein, das schlechte Gewissen zu viel zu arbeiten, das schlechte Gewissen nicht zu arbeiten, das schlechte Gewissen, sich vom Partner getrennt zu haben, das schlechte Gewissen, allen Beteiligten nicht zu genügen. 

Ich frage mich oft , woher dieses Gefühl kommt bzw. ob auch Männer davon betroffen sind? Oder ob es ein Phänomen unter uns Frauen ist? 

Gerade mache ich ein Wellness-Wochenende mit einer lieben Freundin. Dieses Ritual versuchen wir einmal im Jahr zu pflegen und freuen uns schon Monate vorher darauf, endlich mal Zeit zu haben, in Ruhe essen zu können, in die Sauna gehen zu können oder einfach mal in Ruhe zu quatschen, ohne dabei von 6 Kindern unterbrochen zu werden🙈

Wir lieben unsere Kinder, doch auch wir sind auch bloß Menschen, die ab und an etwas Freiraum brauchen, um für sich zu sorgen, um in sich reinzuhorchen, was in einem gerade so vor sich geht, bzw. was man weiterhin vom Leben erwartet.
 
Meistens fahren nach den 2 Tagen schon voller Sehnsucht zurück nach Hause zu unseren Familien und freuen uns auf die strahlenden Augen der Kinder. Doch während dieser Auszeit, denke ich ca. 100 darüber nach, ob es den Kinder gut geht, ob sie mich sehr vermissen, ob ich zu egoistisch handle, in dem ich alleine für paar Tage verreise. All die Gedanken, die nicht wirklich hilfreich sind, vermute ich. Trotzdem kann es kaum eine Frau abstellen. 

In einem schlauen Buch habe ich mal gelesen, man soll immer im gegenwärtigen Moment vollkommen präsent sein. Heißt also: wen ich arbeite, bin ich voll und ganz auf meine Arbeit fokussiert und denke nicht permanent nach, wie es wäre, wenn ich ich jetzt zu Hause wäre. Wenn ich zu Hause bin, denke ich nicht darüber nach, was ich alles noch zu erledigen habe, sondern bin ganz da. Wenn ich mich mit einer Freundin treffe, denke ich nicht darüber nach, was… na ihr wisst, was ich meine. 

Egal, was macht macht, man macht es mit der vollsten Aufmerksamkeit für diesen Moment. Dann hat man nicht das Gefühl, am falschen Ort oder zur falschen Zeit, da zu sein. 
Ich denke, das ständig schlechte Gewissen, lässt sich nicht auf Knopfdruck beseitigen. Aber ab und an einen schönen Moment zu erleben, der für immer bleibt, ist unglaublich viel Wert… und DAS sollten wir uns nicht nehmen lassen. Denn das ganze Leben besteht nur aus vielen unvergesslichen Momenten, die unser Leben im Endeffekt, so unfassbar lebenswert machen. 

In diesem Sinne, lasst es euch gerade in diesem Moment, gut gehen und versucht nicht permanent irgendwo anderes zu sein, als da, wo ihr gerade seid. 

Eure Hebamme