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Ich bin nicht PRO STILLEN, sondern PRO FRAU

Klingt schon ziemlich provokativ oder? Eine Hebamme, die nicht PRO Stillen ist- da passt doch etwas nicht zusammen, stimmt´s?

 

Nein, versteht mich bitte nicht falsch...natürlich bin ich PRO Stillen. Selbstverständlich kenne ich alle Vorteile der Muttermilch: von der optimalen Zusammensetzung, über die besten Nährstoffe, die richtige Temperatur und auch die Vorteile des nächtlichen Stillens....sodass man nicht erst aufstehen muss, um eine Flasche vorzubereiten, um dann diese im Sitzen dem Kind zu geben, sondern  dass man einfach im Liegen anlegen kann und einfach weiter etwas mehr Schlaf tanken kann...vorausgesetzt das Stillen hat sich in den ersten paar Wochen bereits gut eingespielt. 

 

Doch für mich steht immer die Frau, die ich gerade betreue im Vordergrund. Zuallererst frage ich sie, ob sie überhaupt stillen möchte und später schaue ich mir ganz genau an, wie es ihr in dieser Situation damit geht.

Ich versuche nicht, ihr alle Vorsteile des Stillens näher zu bringen, denn das hat sie definitiv schon mehr als nur einmal gelesen oder gehört. Die Frauen wissen es selbst. Und auch, wenn sich die Frauen es sich vor der Geburt fest vorgenommen haben zu stillen, kann es gut möglich sein, dass sie sich in den ersten Wochen doch noch umentscheiden. UND DAS IST IHR GUTES RECHT! Mir ist es viel wichtiger, dass die Frauen das Gefühl haben, dass sie mit mir darüber reden können, ohne dass ihre Hebamme sie verurteilt. Das denken nämlich ziemlich viele Frauen von ihren Hebammen. 

 

Natürlich bringt es unsere Arbeit und unser Wissen darüber mit sich, dass wir PRO Stillen sind, doch vor  lauter Fakten dürfen wir die Frauen, also die Mutter dieser Babys, nicht aus den Augen verlieren, nur um unsere Überzeugungen runter zu beten. 

 

Wenn eine Frau zu mir sagt, dass sie unbedingt stillen möchte, versuche ich alles, damit sie ihr Vorhaben auch erreicht. Dann unterstütze ich sie nicht nur mit dem kleinen Tricks und den Hilfsmittelchen, sondern versuche sie ebenso mental zu bestärken und ihr bei den Auf und Abs der Stillzeit zur Seite zu stehen. Wenn ich aber merke, dass eine Frau allein schon diese Nähe des Kindes beim Anlegen nicht ertragen kann und es nur mir zu Liebe tut, dann frage ich ganz offen, wie es ihr mit diesem Thema überhaupt geht. Nur so ist es uns beiden überhaupt erst möglich, einen weiteren Weg gemeinsam zu gestalten.

Oft wird nämlich die Gefühlslage der Frauen hinter der Brust vollkommen ausgeblendet, so als wäre es das Nonplusultra, ob ausschließlich das Gewicht des Kindes stetig steigt...der Rest ist zweitrangig. Das ist nicht nur traurig, sondern auch respektlos den Frauen gegenüber, finde ich. 

 

Mit diesem Blog möchte ich Frauen, den es ähnlich geht, Mut machen, offen und ehrlich ihren Hebammen gegenüber sein zu können. Da gibt es so viele Zwischenlösungen, die man ansteuern kann, denn auch bei diesem Thema gibt es kein richtig oder falsch. Alle Lösungen sind willkommen, solange sie allen Beteiligten gut tun. 

 

Ihr kennt doch sicherlich alle den Spruch: "wenn es der Mama gut geht, geht es dem Baby auch gut." Deshalb bringt es keinem der Beteiligten etwas, wenn man sich nur zum Stillen zwingt, um die Außenstehenden zufrieden zu stellen. Das ist für mich nicht der Weg zum selbst bestimmten Leben. 

 

Eure Marina 

 

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